So etwas hört und sieht man nicht alle Tage. Eine fast 200-jährige Gitarre mit acht statt der üblichen sechs Saiten. Zwei davon außerhalb des Griffbretts als freischwingende Bass-Saiten, die dem Instrument nochmals eine zusätzliche Dimension in der Tiefe verleihen. Damit bekamen die Werke der ersten beiden Komponisten Bach und Chopin eine Überzeugungskraft, die das Publikum vom ersten Ton an in ihren Bann zog. Eine Cellosuite von Bach, ein Nocturne und ein Walzer von Chopin, allesamt Bearbeitungen des Interpreten, hielten mühelos dem Vergleich mit der jeweiligen Originalversion stand.
Die durchdachte und schlüssige Programmgestaltung setzte sich in der zweiten Hälfte des Konzertes fort. Hier konnte man nur staunen, wie gut sich ein altes Instrument für Werke des 20. und 21. Jahrhunderts eignet.
Anibal Augusto Sardhina, genannt „Garoto, Schelm“ 1915-1955 hat mit Chopin gemeinsam, daß auch er nur 39 Jahre alt wurde und ebenso komplexe und sensible Musik schrieb – mit so fantasievollen Titeln wie „Improviso“, „Jorge da fusa“ (ein unglaublich wirbelndes, virtuoses Stück); gefolgt von „Inspirato“, das hält, was der Titel verspricht, und abschließend eine Klage der Armen, die in kleinen Häusern in hügeligem Land wohnen – „Lamentos do morro“.
Mohn steht in der Blumensprache für Schlaf, Traum, Tod. Dietmar Ungerank, geb. 1950, zeigt in der Sammlung „Mohnblütenblätter“ mit den Sätzen „Slentando“, „Valse triste“, „Largo“ und „Moderato“, dass es möglich ist, musikalische Deutungen zu schaffen, die weder zu sentimental, noch zu erschreckend sind, sondern zukunftsvertrauend und gelassen in einen guten Abend münden.
Gonzalo Manrique Vallier bedankte sich mit drei Zugaben bei seinem zahlreich erschienenen, begeisterten Publikum! – Monika Sobotta