
Am Sonntag, dem 16. November 2025 spielte um 17:00 Uhr erneut Nikolas Göhl bei den internationalen Gitarrenhighlights unter der Leitung von Dietmar Ungerank – dem 18. Konzert seit 2023 und dem sechsten in diesem Jahr! Obwohl seit einigen Jahren in Österreich arbeitend und lebend, kommt der international hoch geschätzte Gitarrist Nikolas Göhl ursprünglich aus unserer Region, genauer gesagt aus Hof. Mit im Gepäck hatte dieser seine erste CD „Cantabile“, die er im Konzert auch durch das erklingende Programm präsentierte. Das Album wurde von Kritikern nicht zu Unrecht hochgelobt – doch dazu später mehr. Nikolas Göhl wurde unter anderem von Dietmar Ungerank ausgebildet und gehört zu den besonders beliebten musikalischen Gästen, die leider viel zu selten in ihrer Heimat auftreten. Damit wurde der Abend zu einem ganz besonderen Highlight für alle!

Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Hofs Lessingstraße war fast vollständig besetzt. Wenngleich klar war, dass es ein qualitativ hochwertiges Konzert werden würde, so war man doch sichtlich gespannt darauf, was das Programm bzw. die neue CD für den Abend zu bieten hatte.
Kantable Stücke – wohl ausgewählt – machten neugierig: Zunächst Franz Schubert in der Bearbeitung von J.K. Mertz. Vier Lieder – „Lob der Tränen“, „Liebesbotschaft“, „Aufenthalt“ und „Ständchen“ – erklangen für Gitarre solo. Und das allein war schon ein Highlight. Göhl vermochte mit Leichtigkeit eine gesungene Melodiestimme aus seiner Gitarre zu zaubern. Seine Interpretationen waren stimmig und überzeugten mit natürlicher Intimität und getragener Linie. Wunderbar angenehm gelang ihm Melodie und Begleitung in harmonischem Einklang auf einem einzigen Instrument. Fernando Sors „Fantasie et Variations brillantes op. 30“ folgte als heiteres, größeres Werk mit einer guten Dosis Humor und perlender Brillianz. Basis dieses Variationsstückes war ein freches, französisches Volkslied. Das intensivste Stück des Abends war Alexandre Tansmans „Variations sur un thème de Scriabine“. Die einzige Adaption ohne Bezug zum Gesang (hier ein Klavierthema von Alexander Skriabin) hatte einen sehr innigen Tiefgang und forderte den Solisten aber auch das Publikum heraus. Meisterlich gespielt war es das Kontrastprogramm zu Arcas‘ „Fantasia sobre motivos de la opera Traviata de Verdi“. Dieses kurzweilige Schlussstück mit Motiven aus Verdis Oper „La Traviata“ bot nun wieder eher leichtere Unterhaltung innerhalb des souveränen Gitarrenabends. Stehende Ovationen ließen Nikolas Göhl nicht ohne mehrere Zugaben gehen, die mit drei Sätzen aus Ungeranks „Intonation und Vier Klangbilder nach Gemälden von Xiaobai Su“ (I „Intonation“, II „Sich erstreckender Steg mit seinen Schatten“ & V „Landzirkus (nach einer chinesischen Volksweise)“) und einer kleinen Schlussnummer von Heitor Villa-Lobos noch so manchen Publikumswunsch wahr werden ließen.

Die gitarristische Karriere des in Wien lebenden Künstlers begann beim Gitarristen und Komponisten Dietmar Ungerank in Hof. Auch heute ist der Kontakt von Freundschaft und Respekt geprägt und bestätigt, was das Publikum bereits gehört hat. Göhl trägt erlernte Perfektion auf der Gitarre als Solist und Pädagoge weiter und Stücke Ungeranks gehören ebenfalls zum Repertoire des Wahl-Österreichers. Sicherlich eine Glückssituation für beide Seiten. An dieser Stelle sei Ungerank für seine unermüdliche Arbeit für die Gitarre und ihren Spieler*innen in unserer Region herzlich gedankt.

Sofern man als Nicht-Gitarrist überhaupt etwas Instrumentenspezifisches sagen kann, so sei erwähnt, dass die Flageoletts und das Vibrato so wunderbar passend integreiert als auch überwältigend gut ausgeführt wurden, dass sie dem Schreiber dieses Textes das ein oder andere Lächeln im Konzert hervorgebracht haben – einfach, weil es so gut ausgeführt war, so schön klang. Denn tatsächlich können kleine Veränderungen der Frequenz oder Amplitude beim Vibrieren enorme Unterschiede ausmachen und eine Interpretation sogar stören. Nicht weniger heikel sind die Naturtöne und ihre erbarmungslosen Folgen, wenn man einen kleinen Fehler macht. Beides wurde meisterlich geboten und unglaublich stimmig in den musikalischen Vortrag integriert – grandios und ein Fest für die Ohren. Danke! Möge er bald wieder in der Region konzertieren …

Zu seiner Veröffentlichung: Nach 29 Jahren mit der Gitarre war es endlich soweit: Anfang September 2025 erschien Nikolas Göhls erste CD. Unter dem Titel „Cantabile“ hat Göhl Werke für Gitarre Solo veröffentlicht, die fast alle in Bezug zu Gesangsliteratur stehen. Darunter sind unter anderem die berühmten Schubertlied-Bearbeitungen von J.K. Mertz, eine Opernfantasie über Themen aus Verdis Oper ‚La Traviata‘ und Fernando Sors op. 30 – die Fantasie über ein französisches Volkslied. Aufgenommen wurden die Werke auf einer 100 Jahre alten spanischen Gitarre, gebaut 1925 von Antonio de Lorca Ramírez. Im Rahmen der Radiosendung ‚Klassikwelt‘ auf BREMEN ZWEI moderierte Wilfried Schäper Stücke aus der CD „Cantabile“ mit den gut gewählten Worten: „Nikolas Göhl spielt hier Stücke, die im Original für die menschliche Stimme geschrieben sind. Göhl kann aber auch auf der Gitarre „singen“. […] Tolles und hochmusikalisches Spiel eines echten Könners auf der Gitarre.“
