(Foto: TKV Hochfranken)

Anfang Juni 2023. Ein Kammermusik-Dozent und Pianist aus Berlin hatte mit seinem Klaviertrio einen Konzertauftritt in Hof und traf hier Bekannte aus früheren Zeiten, die heute zu den Hofer Symphonikern gehören.

Irgendwie kam die Rede auf ein musikgeschichtliches und klaviertechnisches Juwel in Hof: den Blüthner-Flügel von 1880, der seit 1899 im prachtvollen Festsaal des Hofer Logenhauses steht und nach einer vorbildlichen Restaurierung seit 2016 wieder perfekt spielbar ist.

Der Pianist war vom Flügel so angetan, dass schon am 15.Oktober 2023 dort der hier bespro-chene Kammermusikabend stattfand, der im vollbesetzten Saal mit Begeisterung aufgenom-men wurde.

Lorenzo Lucca und Hyejin Yune (Violinen), Markus Jung (Violoncello) und Frank-Immo Zichner (Piano) musizierten in unterschiedlichen Kombinationen Werke von Dvorak, Clara Schumann, Schostakowitsch, Max Baumann, Fauré und Arnold Mendelssohn.

Alle ausgewählten Stücke (musikalisches Gesamtkonzept: Lorenzo Lucca) zeichneten sich durch hohe technische Ansprüche und rhythmische Raffinesse aus, denen die Künstler mit größter Selbstverständlichkeit und spürbarer Spielfreude mehr als gerecht wurden.

Der Beginn mit Dvoraks „Bagatellen“, einem Klavierquartett mit zwei Violinen nahm die behaglich-gutbürgerliche Atmosphäre des Saales mit seiner hervorragenden Akustik kongenial auf. Ein allgemeines Wohlgefühl konnte sich ausbreiten.

Bei den Drei Romanzen für Violine und Klavier Op. 22 von Clara Schumenn stellte der Erste Konzertmeister der Hofer Symphoniker und Dozent für Violine an der Weimarer Hochschule Lorenzo Lucca seine technische Brillanz und seine Fähigkeit zu einer warmen Tongebung unter Beweis.

Die Fünf Stücke für zwei Violinen und Klavier von Schostakowitsch nahmen die Behaglichkeit des Eingangsstückes wieder auf, diesmal immer wieder ironisch gebrochen. Die Stimmfüh-rerin der Zweiten Violinen des Hofer Orchesters Hyejin Yune passt in Spielweise und Ton perfekt zu ihrem Partner. Die langjährige Zusammenarbeit und die ausgeprägte Fähigkeit, aufeinander zu hören und zu achten,tat den mitreißenden Stücken sehr gut.

Dasselbe ist von den Drei Duos von Max Baumann zu berichten, leicht moderne und klar strukturierte Stücke, bei denen die Leitstimme beinahe unerkennbar zwischen den beiden Geigen wechselte – dank einer bemerkenswerten intonatorisch gleichen Gesinnung –  und jede rhythmische Herausforderung „spielend“ bewältigt wurde.

Bei Gabriel Faurés „Apres un rêve“ und „Elegie“ für Cello und Klavier konnte der Leiter der „Hofer Cellotage“ und Vorsitzender des TKV Hochfranken Markus Jung seine tiefe Musikalität mit schönem, dunklem Ton vorstellen.

Das Schlussstück, das längste und komplexeste Werk des Abends, Trio für zwei Violinen und Klavier Op. 76 von Arnold Mendelssohn forderte Musiker wie Zuhörer gleichermaßen heraus durch melodische und rhythmische Finessen, die immer wieder überraschten und ein heiteres Gesamtgefühl erzeugten.

Der Pianist, Dozent und Gründer des Kammermusikzentrums an der Universität der Künste in Berlin Frank-Immo Zichner , war sozusagen der Fels in der Brandung, stets präsent, durchaus nicht zurückhaltend in der Begleitung, eher fordernd und dadurch führend. Alle Stücke des Abends gerieten so überzeugend, wahr, „fertig“.

Insgesamt: music at its best!

Das Publikum applaudierte stürmisch. Viele Besucher äußerten den Wunsch, dass eine solche Veranstaltung auf derart hohem Niveau bald wieder stattfinden sollte.

Das Konzert wurde ermöglicht durch den Tonkünstlerverband Bayern aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des Projekts TONKÜNSTLER LIVE SPECIAL.

Stefan Pohl

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