Das Trio Libermé in der KlangManufaktur in Hof (Foto: Jens Gottlöber)

Das Hofer Musikleben ist schon aus sich selbst heraus äußerst vielfältig und zeigt viele Facetten über alle Stilrichtungen, Epochen, Geschlechter und Geschmäcker. Gelegentlich ergeben sich darüber hinaus noch Ereignisse, die mit Bekanntschaften aus früheren Zeiten, aus der Ausbildung oder Engagements an anderen Orten zusammenhängen, und dann kommt es zu solchen kammermusikalischen Leckerbissen wie dem Auftritt des Trio Libermé in der Hofer KlangManufaktur. Anthea Kreston (Violine) lehrt aktuell am Curtis Institute of Music Philadelphia, Jason Duckles (Violoncello) ist international mit bekannten Stars unterwegs, und Frank-Immo Zichner (Piano) gründete das Kammermusikzentrum an der Universität der Künste in Berlin. Die drei Ausnahmekünstler spielen seit 2018 zusammen und brachten nun, bei ihrem
zweiten Auftritt in Hof, ausschließlich Musik von tschechischen Komponisten zur Aufführung: Smetana, Suk und Dvorak. Zudem stehen alle gespielten Trios in einer Moll-Tonart und gründen teilweise auf persönlichen Trauererlebnissen der Komponisten. In allen Werken kontrastieren Momente tiefster Trauer und Erschütterung mit schönster Lust am Leben, an Genuss und Tanz, wie es anrührender kaum anders als in böhmischen Klängen ausgedrückt werden kann. Dabei wechselten die beiden Streicher ihr Rollenverständnis je nach Werk und Grundstimmung: Klang die Geige im Smetana-Trio mit ihren Klagen dunkel und rau – demgegenüber das Cello mit hellem Ton Signale der Hoffnung aussendete, waren die Grundaussagen bei Suk genau umgekehrt. Hier stand der helle Geigenklang dem eher düsteren Cello
gegenüber. Der Pianist Zichner erwies sich als immer adäquater Partner, der den Stücken das Fundament
lieferte, ohne die Mitspieler jemals mit seinem Instrument zuzudecken. Hinreißend die Pedal-Effekte in einigen ganz leisen Passagen, die einen Hall erzeugten, der aufhorchen ließ, aber immer auf die Sekunde genau abgeschlossen wurde, wenn es zu viel Effekt geworden wäre. Im Schlussstück, dem „Dumky-Trio“ von Dvorak kulminierten das Können, die Leidenschaft und die intelligente Fähigkeit aller Beteiligten, aufeinander zu hören und die jeweils anderen zu stützen und mitzunehmen, in genialer Weise. Dass der Begriff „dumka“ dem ukrainischen Sprachraum entstammt, ließ dieses Werk nochmals beeindruckender wirken. Begeisterter Applaus der Zuhörer führte zur Wiederholung des zweiten Suk-Satzes, einer Art
Tango, der sich in der Konzertmuschel eines böhmischen Badeortes aufzulösen scheint. Ermöglicht wurde das Konzert durch die Hofer Symphoniker und den Tonkünstlerverband Hochfranken, der in letzter Zeit verstärkt durch solche „Schmankerln“ auffällt. – Stefan Pohl, Hof, 09. April 2024

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